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„Holzweg“ in Google Earth

Bürgerinitiative erklärt Trassenführung anschaulich unter www.holzweg21.org – Gewaltige Einschnitte und Dämme gegen den natürlichen Landschaftsverlauf, kein Streckenabschnitt auf bestehendem Landschaftsniveau – Trotz fehlender Planungssicherheit schon jetzt über eine halbe Million Euro „in den Sand gesetzt“ – Einspruch noch bis 8. April möglich

 

„Was hilft das beste Recht zur Einsichtnahme, wenn man die ausliegenden Unterlagen inhaltlich nur schwer verstehen kann?“ stellt Florian Mair, Sprecher der Bürgerinitiative „Holzweg21“, stellvertretend die Frage für viele Bürger. Technische Pläne und Berechnungen, ein Dschungel spezifischer Gesetze und Verordnungen – und das Ganze eingebettet in kommunales Beamtendeutsch. So empfindet der Normalbürger die Unterlagen, die er nun im Rahmen der „Beteiligung der Öffentlichkeit“ zum Bebauungsplan des Holzwegs einsehen und dazu Stellung nehmen darf. Die Bürgerinitiative „Holzweg21“ hat auch Einsicht genommen und einige wesentliche Aspekte auf www.holzweg21.org so aufgearbeitet, dass sie verständlicher werden, zum Beispiel mit animierten Darstellungen in Google Earth. Der Bebauungsplan des „Holzwegs“ wird so präsentiert, dass der Trassenverlauf besser vorstellbar wird und die Auswirkungen des Projektes auf Landschaft und Menschen klar sichtbar werden.

 

Da liegt er nun in der Amtsstube vor einem, der Lageplan zum Bebauungsplan Nr. 37, zum „Holzweg“: in leichtem Gelb führt die neue Straße über eine sanft-lindgrüne Fläche, teils gesäumt von angedeuteten Pflanzungen, durch die Landschaft zwischen zwei Wäldern, deren Flächen sattgrün-gestreift hervorstechen. Gute Arbeit haben sie für die Marktgemeinde Altomünster geleistet, die Planer, die hier ein sehr umstrittenes Projekt in möglichst gutem Licht erscheinen lassen möchten. „Augenwischerei im Auftrag der Gemeinde“ nennt das Florian Mair. Die Farbgebung nämlich täuscht, die Realität sieht anders aus: dunkelgrauer Asphalt soll die bisher unberührte Kulturlandschaft durchschneiden, eingepfercht in tiefen Geländeeinschnitten und teils auf haushohen Dämmen durch freie Natur führend. Dies würde erforderlich werden, weil die dazu ausgewählte Hügellandschaft zwischen Altomünster und Unterzeitlbach für eine solche Straße nicht geeignet ist. Und dies wird auf den nun vorliegenden Bildern deutlich sichtbar: die „Holzweg“-Trasse bedeutet noch stärkere Eingriffe in die Natur als bisher gedacht.

 

Einschnitte und Dämme: Hügel abtragen, Täler auffüllen – komplett gegen die örtliche Topografie geplant

 

Mancher Bürger mag sich ungläubig über die Zahlen gewundert haben: 68.000 m2 Flächenverbrauch für ca. 1.200 Meter „Holzweg“, durchschnittliche Trassenbreite 46 Meter. Dies ist kein Wunder, sieht man sich die Pläne genauer an. So wird beispielsweise der 50 Meter breite Bereich zwischen den beiden Wäldern – ein neuralgischer Punkt der Streckenführung – komplett von der Verkehrsfläche der Straße eingenommen: Dies setzt sich zusammen aus 9 Meter Straße inkl. Bankett, beidseitig flankiert von bis zu 5,40 Meter hohen und entsprechend steilen künstlichen Böschungen. Aufgrund der eingeengten Sichtverhältnisse in der Kurve müssen die Böschungen zusätzlich weiter weg von der Straße verlegt werden. Der Waldabschnitt ist wie eine Schlucht steil durchschnitten, dass das Überqueren der Trasse unmöglich ist – weder für das Wild, geschweige denn für Menschen.

 

„Es gibt nicht einen einzigen Streckenabschnitt entlang des geplanten ‚Holzwegs‘, der auf dem bestehenden Landschaftsniveau geführt würde: in allen Bereichen werden entweder Hügel abgetragen oder Täler aufgefüllt.“, betont Dr. Roderich Zauscher vom Bund Naturschutz. „Allein dadurch ist ersichtlich, wie ungeeignet diese Landschaft für die geplante Straße ist.“ Es wurde komplett gegen die örtliche Topografie geplant. Trotz der massiven Erdbewegungen blieben weiter Steigungen bis 7 %, die gerade im Winter dem Verkehr Probleme machen dürften.

 

Zehn-Meter-Damm bei Ruppertskirchen

 

Auch auf der Höhe des Ortes Ruppertskirchen wird das Ausmaß des Projektes deutlich sichtbar: dort würde über einen Abschnitt von 200 Metern ein Damm mit bis zu 10 Metern Höhe und bis zu 50 Metern Sockelbreite aufgeschüttet, auf dem der „Holzweg“ entlang führen sollte. Ein Teil von Ruppertskirchen würde dann wohl keinen Sonnenaufgang mehr sehen und östlich des Orts weitgehend vom Zugang zur Natur abgeschnitten sein. Hinter dem Damm befände sich dann eingezwängt in Richtung Wald der Abschnitt, der von der Gemeinde Ökokonto- oder Ausgleichsfläche genannt wird. Was nach einer Verbesserung für die Natur klingt, ist tatsächlich Augenwischerei, denn dieser Geländeabschnitt ist durch den „Holzweg“ erst für jegliche Nutzung unzugänglich und wertlos geworden. Dasselbe gilt auch für die anderen sogenannten Ausgleichsflächen entlang der Trasse. „Um es auf den Punkt zu bringen:“, sagt Dr. Zauscher, „Die beste und gesündeste Natur ist immer noch die unberührte. Also: Finger weg von der Kulturlandschaft bei Ruppertskirchen!“

 

Das Bild vom geplanten „Holzweg“ zeigt auch deutlich, dass sämtliche Grundstücke entlang der Trasse massiv entwertet würden, insbesondere die schöne unverbaubare Südlage von einigen Hektar Grund in Richtung Unterzeitlbach – bei Fön mit Blick auf die Alpen.

 

Neben den ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten zeigt der Plan des „Holzweg“ auch: es wird aufgrund der geplanten Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h auch eine gefährliche Straße, die keine Ausweichmöglichkeiten bietet. Rad- und Fußwege sind trotz des Aufwands erst gar nicht berücksichtigt, was aufgrund der Beengtheit in den topografischen Verhältnissen auch nicht ginge.

 

Schon jetzt mehr als eine halbe Million Euro „in den Sand gesetzt“

 

Einen ersten Eindruck kann man im Gewerbepark gewinnen, wo vorauseilend – ohne auf die Entscheidung beim eigentlichen „Holzweg“ zu warten – bereits die Vorbereitungen für den Einstieg in die Trasse getroffen wurden. Der dortige 100 Meter tiefe Geländeeinschnitt macht eindrucksvoll die massiven Veränderungen deutlich.

 

Es ist unglaublich, dass für diese zum jetzigen Zeitpunkt voreilige Maßnahme schon die ersten rund 300.000 Euro an Baukosten und nochmals mindestens dieselbe Summe an Wert der dafür verbrauchten Gewerbefläche vergeudet wurden, obwohl die Gemeinde Stand heute keinesfalls davon ausgehen kann, dass der „Holzweg“ kommt. Später würden sogar Kosten für den Rückbau fällig.

 

Zusammenfassend stellt der Sprecher von „Holzweg21“ fest: „Wir können die Bürger nur auffordern, sich zu informieren und Einspruch einzulegen, damit die Gemeinde mit ihrer ‚Augen-zu-und-durch‘- Strategie nicht erfolgreich ist.“